Anno 1956-1958

1956 braut die Dortmunder Union Brauerei erstmals mehr als eine Million Hektoliter Bier, aber der Schützenbund blickt nach Eigen. Denn hier wird heuer das Bundesschützenfest gefeiert und dazu gehört auch das Bundesschießen. 200 Schützen aus allen 10 Bottroper Schützenvereinen treffen sich bei Wittstamm, um mit dem Luftgewehr je fünf Schuß auf die 12er-Scheibe abzugeben. Dabei erzielt der Schütze Foltinek (Andreas Hofer) das Traumergebnis von 60 Ringen. Die Senioren- Mannschaft vom Eigen wird in der Wertung zwar erster, aber wegen des schlechten Abschneidens der Junioren reicht es in der Gesamtwertung nur zum sechsten Platz. In dieser Tabellenregion hält sich der Eigen hartnäckig – auch heute noch – und immer noch aus dem gleichen Grund.

Im Juli findet noch einmal eine Generalversammlung des BSV Eigen statt. Die Vorbereitungen auf das Bundesschützenfest laufen auf Hochtouren, aber vorher gilt es noch, verdiente Schützen zu ehren. So wird wegen seiner besonderen Verdienste das Gründungsmitglied Heinrich Steinmann zum Generaloberst ernannt, Caspar Vöck erhält wegen seiner aufopferungsvollen Mitarbeit den Rang eines Ehrenmajors und Wilhelm Kominek nicht nur einen Orden und die grüne Schützenschnur, sondern auch die höchste Auszeichnung des Vereins, die am Sonntag vorher ausgeschossene Wanderschnur. In den Vorstand wurden folgende Mitglieder gewählt bzw. bestätigt: 1. Vorsitzender Wilhelm Rehme, 2. Vorsitzender Heinz Menebröcker, 1. Schriftführer Franz Reul, 2. Schriftführer Herrmann Kräft, Kassierer und Schatzmeister August Preuthen, 2. Kassierer Heinz Pehl, Kompanieführer: 1. Kompanie Josef Vooren, 2. Komp. Gebhard Kräft, 3. Komp. Alfred Rehme, 4. Komp. (Jungschützen), Wilhelm Vöck, 1. Schießwart Heinz Vöck, 2. Schießwart Hans Schittko, Fahnenoffiziere Manfred Beicht, Paul Kwasny und Herbert Jarzombeck, Gerätewart Nikolaus Beicht.

 

Am 4. August versammelt sich das Regiment bei Große-Wilde zum Auftakt des Bundesschützenfestes, das der BSV Eigen aufgrund seines 35jährigen Bestehens ausrichtet. Schon am ersten Abend erweist es sich, daß das neben dem Saalbau Wittstamm aufgebaute Festzelt zu klein ist. Die Eigener Bürger haben “ihren” Verein auch damals schon prächtig unterstützt.

Am Abend können 21 Schützenbrüder geehrt werden, die seit 1920 – also seit der Gründung das Vereins – dabei sind, weitere 13 Mitglieder feiern schon ihr Silber-jubiläum. Der Sonntag beginnt traditionsgemäß mit einem gemeinsamen Kirchgang und der Kranzniederlegung auf dem Eigener Friedhof. Am Nachmittag folgt die große Parade am Trappenkamp, der Festzug durch die Stadt zum Festzelt, in dem General Massenberg die Sieger des Bundesschießens ehrt und schließlich der Festball. Es ist übrigens nicht erwiesen, daß die drei von der Polizei an diesem Tag ertappten alkoholisierten Motorradfahrer vom Schützenfest kamen.

Das Vogelschießen am Montagmorgen eröffnet traditionsgemäß der Pfarrer der Liebfrauengemeinde Nienhaus, ihm folgt Pfarrer Lütkenhaus von Sankt Paul. Nach den Vertretern der Polizei, dem alten Königspaar, Schützengeneral Massenberg und dem 1. Vorsitzenden Wilhelm Rehme können dann endlich die vielen Bewerber um die Königswürde an den Schießstand treten. Der 21. Schuß bringt Alois Spielkamp die Krone, der 28. Schuß Willi Vöck das Zepter, der 42. Felix Drab den Reichsapfel. Weitere

145 Schuß werden für den linken Flügel benötigt, den Fritz Schippel holt. Mit dem 227. Schuß erringt Karl Metzek die letzte Trophäe. Caspar Vöck ist es dann, der die Spannung löst und nach langem Kampf mit dem 548. Schuß den Vogel von der Stange holt. Maria Sackers ist bereit, für drei Jahre das Amt der Königin zu übernehmen. Augenzeugen sagen glaubhaft aus, daß man Caspar Vöck sein Alter von 76 Jahren nicht ansieht, als er von seinen Kameraden auf den Schultern in das Festzelt getragen wird.

Nach Aussagen der Bottroper Presse handelt es sich wieder einmal um ein “Glanzvolles Bundesfest”.

Erinnern Sie sich noch an das berühmte “Piep-Piep” des Jahres 1957? Im Oktober war “Sputnik” gestartet. Für die Jüngeren: “Sputnik” ist der erste Weltraum-Flugkörper, und zwar von den Sowjets gestartet worden. Das hat die Amerikaner ganz schön verärgert.

1958 wird Dr. Franz Hengsbach erster Bischof des Ruhrbistums in Essen, die Grugahalle wird eröffnet und es gibt die erste Bergbaukrise mit Feierschichten.

In der Jahreshauptversammlung 1958 berichtet Wilhelm Rehme, dass der neue Schießstand bald fertig sei. “Mit allen technischen Einrichtungen versehen, wird er zu den modernsten im Bezirk gehören. Dadurch wird dem traditionsreichen Schützenverein die Möglichkeit gegeben, die erhebliche Leistungssteigerung des letzten Jahres noch weiter zu verbessern”. So können denn auch verdiente Schützen geehrt werden, Schützenschnüre, Eicheln, Orden und die Wanderschnur werden überreicht und Beförderungen ausgesprochen.

Neben Wilhelm Rehme besteht der Vorstand jetzt aus Heinz Menebröcker (2. Vorsitzender), Hermann Kräft (l. Schriftführer), Erwin Schweiß (2. Schriftführer), Heinz Pehl (1. Kassierer), Herbert Krischak (2. Kassierer), Heinrch Vöck (1. Schießmeister) und Hans Schittko (2. Schießmeister).