Anno 1965-1967

1965 können die Sowjets ihren Vorsprung in der Weltraumforschung knapphalten: Der erste Mensch, der frei im All schwebt, ist der Russe Alexej Leonow, aber schon drei Monate später ziehen die Amerikaner nach, obwohl sie sich unter ihrem neuen Präsidenten Lyndon B. Johnson immer stärker am Vietnamkrieg beteiligen. In London stirbt Winston Churchill 90jährig, die Queen Elizabeth II. besucht erstmals Deutschland und in Bochum wird die Ruhruniversität eröffnet.

Der Bürgerschützenverein Bottrop-Eigen trauert um seinen Langjährigen 1. Vorsitzenden Wilhelm Rehme, der im Alter von fast 72 Jahren verstorben ist. In der Jahres-hauptversammlung kann Franz Jochheim einen Zuwachs auf 157 Vereinsmitglieder und eine gute finanzielle Lage des Vereins vermelden und für hervorragende Schieß-ergebnisse eine Vielzahl von Plaketten, Schnüren, Eicheln und Orden verleihen. Vereinsmeister sind Konrad Mießl, Luftgewehr; Norbert Hassa, Pistole und Kleinkalibergewehr; Horst Klettberg, Luftpistole. Seit den Vorstandswahlen ergeben sich – auch durch den Zusammenschluss der 2. und der 3. Kompanie – einige Änderungen: 1. Vorsitzender Franz Jochheim, 2. Vorsitzender Heinz Menebröcker, 1. Schriftführer Alfred Rehme, 2. Schriftführer Alfred Kieron, 1. Kassierer Heinz Pehl, 2. Kassierer Franz Schrüllkamp, 1. Schießwart Franz Spielkamp, 2. Schießwart Horst Klettberg, 3. Schießwart Norbert Hassa, Jungschützenwart Hans-Werner Gattnar, Führer der

  1. Kompanie ist Alois Spielkamp, jun. Stellvertreter Theo ter Horst, Führer der 2. / 3. Kompanie Erich Wolf, Stellvertreter Hubert Wehres, Führer der 4. Kompanie Ferdi Wittstamm, Stellvertreter Werner Rehms, Pressewart Theo ter Horst. Beirat des Vorstandes Heinrich Heimann und Paul Kabut in Abwesenheit wird Paul Hötten erneut zum Bataillonskommandeur gewählt.

Für viele Schützenvereine ist 1965 ein Jahr der Jubiläen: BSV Welheim, gegründet 1910, Hubertus und Eigen (1920), Fuhlenbrock und Vonderort (1925). Die anderen Bottroper Bürgerschützenvereine entstanden 1922 Lehmkuhle-Ebel – 1924 Baten-brock, 1926 Stadtmitte – 1961 Andreas Hofer und 1953 Boy. Nicht zu vergessen der älteste Bottroper Schützenverein: die Alte Allgemeine Schützengesellschaft, gegründet 1876. Auch der Ortsschützenbund wird 40 Jahre alt. Der erste Vorsitzende des Ortsschützenbundes war Heinrich Massenberg, der aus dienstlichen Zwängen schon bald das ehrenvolle Amt in die Hände von Rektor Franz Funke legte, aber nach dessen Tod erneut berufen wurde. Im folgte Bernhard Ahmann, der 1963 durch Tod ausschied. Danach übernahm Dr. Bemhard Umberg die Leitung.

Das Bundesschützenfest richtet der BSV Eigen am 12.,13. und 14. Juni aus. Schon der Ausmarsch am 16. Mai ist ein voller Erfolg. Mit Spielmannszug und Blaskapelle geht es in einem ” Werbemarsch” von Wittstamm durch den ” kalten” und den “warmen” Eigen zur Gaststätte ter Horst, dem Verkehrslokal der 1. Kompanie. Die Beteiligung ist sehr stark, denn in seiner Einladung hat Franz Jochheim u. a. verlauten lassen … und sind finanziell in der Lage, Biermarken auszuhändigen …

Zum Schützenfest versammeln sich die Schützen des Bataillons am Samstag wie gewohnt bei Wittstamm zum Abholen des Vogels und der Fahne, zu Kranzniederlegung und Totenehrung, sowie zum anschließenden Schützenkommers und großen Zapfenstreich. Auch der Sonntag beginnt wie gewohnt mit dem gemeinsamen Gottesdienst und dem Frühkonzert. Aber am Nachmittag auf dem Weg zur Stadtmitte geht auf freier und schutzloser Strecke ein Gewitter nieder, das die Schützen total durchnässt und die zehn Königspaare der Schützenvereine des Ortsschützenbundes um das Erlebnis einer großen Parade auf dem Berliner Platz bringt. Parade und Umzug müssen abgesagt werden, der Rest des Programms läuft im Festzelt ab. Die Stimmung kann es den Festteilnehmern aber nicht schmälern.

 

Am Montagmorgen klart es rechtzeitig auf, so dass die vielen hundert Zuschauer bequem dem Vogelschießen folgen können. Der inzwischen nach Winden bei Nassau “ausgewanderte” Wilhelm Vöck hatte den neunten von Vöck gefertigten Vogel mitgebracht und wollte es sich nicht nehmen lassen, im Eigen dabei zu sein. Oberbürgermeister Wilczok eröffnet den Kampf mit dem ersten Ehrenschuss. Ihm folgen die Pfarrer Nyssing und Ulrich, der Vorsitzende des Ortsschützenbundes Dr. Limberg, Hauptkommissar Nickels, Ratsherr Heinrich Vienken und Majestät August I. (Preuthen). Josef Jakubek holt dann mit dem 37. Schuss die Krone, Hugo Ponelis das Zepter (49. Schuß) und Norbert Schürmann den Apfel. Der 364. Schuß bringt Helmut Hausmann den linken und der 430. Schuss Herbert Klettberg den rechten Flügel. Sechs Kandidaten halten dann noch bis zum 580. Schuss mit, ehe Robert Alkämper um 15.13 Uhr den zerrupften Vogel von der Stange holt. Unter den schmetternden Klängen der Kapelle der Straßenbahner “Das ist Lützows wilde, verwegene Jagd” wird er von den begeisterten Schützenbrüdern auf den Schultern ins Festzelt getragen. Hier kommt dann auch der große Augenblick für Frau Lola Spielkamp. Sie wird zur Königin proklamiert. Lola I. übermannt von ihren Gefühlen, kann die Tränen nicht zurückhalten, fasst sich aber schnell wird ganz Majestät, eine würdige Königin im Eigen. Das Publikum ist auch um 18 Uhr noch hellauf begeistert, als der große Festzug und dann der Krönungsball gefeiert werden kann.

In sportlicher Hinsicht tut sich auch einiges. Walter Deffte vom BSV Eigen, der sich bereits den Meistertitel im Gebrauchspistolenschießen sichern konnte, gewinnt die Stadtmeisterschaft im Scheibenpistolenschießen mit 123 Ringen. Zweiter wird Norbert Schürmann mit 122, gefolgt von Konrad Mießl mit 112, Manfred Platzek mit 111 und Herbert Zentgraf mit 107 Ringen, alle BSV Eigen. Mit der Luftpistole wird Norbert Schürmann mit 143 von 150 Ringen Stadtmeister, Konrad Mießl wird mit 132 Ringen dritter, gefolgt von Walter Deffte (131) und Horst Klettberg (129). Im KK-Schießen kann der BSV Eigen mit der Mannschaft Franz und Alois Spielkamp, Walter Deffte, Norbert Schürmann, Horst Klettberg, Emil Dlugon, Walter Zaczek und Dieter Werner den sieggewohnten Schützen von Stadtmitte den Polizeipokal wegschnappen.

 

Auch der Krönungsball Ende Oktober steht ganz im Zeichen des Schießsports. Viele Schützen können für gute Schießergebnisse ausgezeichnet werden, dabei Norbert Schürmann gleich für zwei Kreismeistertitel (Gebrauchs- und Luftpistole). Die Gäste aus Ellinghorst bringen den Wanderpreis mit zum Eigen, nachdem die Eigener Schützen in vier Kämpfen immer gewonnen haben. Im gesellschaftlichen Teil hält Helmut Hausmann als Generalprobe eine neue Büttenrede, die ausgezeichnet ankommt, und verschiedene andere Humoristen sorgen zusammen mit einer Kapelle aus Stadtlohn für viele frohe Stunden.

Zwei Monate vor ihrem letzten gemeinsamen Auftritt treten im Juni 1966 die Beatles in der Gruga-Halle in Essen auf und bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Wimbledon fällt das berühmteste Tor des Jahrhunderts – natürlich gegen Deutschland!

Die Kreismeisterschaften im Pistolen- und im Luftpistolenschießen machen die Eigener fast unter sich aus, Walter Deffte wird in Bonn mit der Scheibenpistole Landesmeister und Norbert Schürmann mit der Luftpistole vierter, beide erreichen die Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft in Wiesbaden. Auch in Bezirks- und Rundenwettkämpfen können die Eigener ein beachtliches Wort mitreden und verteidigen auch den Polizeipokal.

1967 gelingt Prof. Barnard in Kapstadt die erste Herztransplantation, in Schweden wird der Rechtsverkehr eingeführt und in Deutschland stirbt 91jährig Konrad Adenauer. Die Eigener Pistolenschützen machen weiter von sich reden. Die Schützen holen die Bezirksmeisterschaft des Rheinischen Schützenbundes, den vierten Platz bei den Landesmeisterschaften, den Wander-Pokal von Andreas Hofer in Essen und den Pokal vom Polizeischießen. Bei den Bezirks- und Landesmeisterschaften ist man ebenfalls erfolgreich. Vereinsmeister sind Franz Spielkamp, August Preuthen, Ernst Hillenbrand, Manfred Hegemann, Erwin Marzian, Alois Spielkarnp, Gerd Sänger, Klaus Schypulla, Hermann Klapproth und Hubert Schittko. In der nächsten Zeit soll laut Versammlungsbeschluss auch eine Damenmannschaft aufgestellt werden.

Im Januar besteht der Vorstand aus dem 1. Vorsitzenden Franz Jochheim, 2. Vorsitzenden Paul Kabut, 1. Schriftführer Alfred Kieron, 2. Schriftführer Wilhelm Schmidt, 1. Kassierer Heinz Pehl, 2. Kassierer Franz Spielkamp, Schießwart Theo ter Horst und Bataillonskommandeur Paul Hötten. Kompanieführer sind Alois Spielkamp und Ferdi Wittstamm. Unter Hans-Wilhelm Große-Wilde wird die dritte Kompanie neu gegründet. Und dass im Juni kurz vor dem Ellinghorster Schützenfest, unsere Vereinsfahne verschwunden war, ist der Zeitung sogar einen ausführlichen Bericht wert.