Anno 1975-1976

Ende 1975 beendet das Verfassungsgericht Münster endgültig das Thema “Glabotki”. Gladbeck bleibt selbständige Stadt, verliert aber seine Kreisfreiheit durch Eingliederung in den Landkreis Recklinghausen, Kirchhellen bleibt Teil der kreisfreien Stadt Bottrop.

Der seit acht Jahren gesperrte Suez-Kanal wird wieder freigegeben, manche der bisher dort festgehaltenen Schiffe sind schon gar nicht mehr seetüchtig. Groß-britannien fördert Erdöl aus der Nordsee per Pipeline nach Schottland. VW entläßt fast 20000 Mitarbeiter, Bund und Länder starten ein Sonderprogramm zwecks Schaffung neuer Arbeitsplätze. Nach dem Tode Francos hat Spanien wieder einen “richtigen” König: Juan Carlos.

Auch der BSV Eigen wartet auf einen neuen König, obschon die Schützen mit ihrem amtierenden König Theo I. sehr zufrieden sind. Aber der neue könnte ja noch besser sein! Doch bis zum Schützenfest ist noch ein prall gefüllter Terminplan “abzuarbeiten”: im März Ostereier-Essen, im April Frühlingsfest mit Tanz in den Mai, im Mai Biwak bei ter Horst mit Ausmarsch, im Juni Teilnahme am Schützenfest in Vonderort und Bataillons-Ausmarsch mit Freibier, im Juli endlich das Eigener Schützenfest. Dann im September Kinderschützenfest und im Oktober das Herbst-manöver. Dazu kommen noch die Termine in den Kompanien. Es ist schon recht anstrengend, da können so zwei, drei Freibier doch recht hilfreich sein. Und weil der Ortsschützenbund heuer 50 Jahre alt wird und der Bürgerschützenverein Bottrop-Eigen 1920 e.V. 55 Jahre, dürfen wir das Bundesschützenfest ausrichten. Oberbürgermeister Theo Knorr wünscht in seinem Grußwort, daß “diese Veranstaltung wieder zu einem gesellschaftlichen Ereignis werden möge”. Die traditionelle Programmfolge, vom Vorstand bestens organisiert und vorbereitet, ist um einen wichtigen Punkt erweitert worden: Weil die alte Vereinsfahne nach über zwanzig Jahren schon arg zerstört war, stiftete der Vorsitzende Franz Jochheim dem Verein eine neue. Auf der Vorderseite zeigt die neue Fahne den Schützenadler, der über einer von Eichenlaub umrankten Schießscheibe thront. “Aus alter Wurzel neue Kraft” lautet das Motto auf der anderen Seite, das versinnbildlicht wird durch eine knorrige westfälische Eiche, die aus dem alten Bottroper Wappen herausrankt. Da zu diesem Zeitpunkt die kommunale Neugliederung noch immer über uns schwebt, ist Platz gelassen worden für die Wappen von Gladbeck und Kirchhellen. Die Vorkämpfer für den Zusammenschluß, Ernst Wilczok, Heinrich Vienken und Paul Scholz werden zu Ehrenmitgliedern des BSV Eigen ernannt. Der Vorsitzende des Ortsschützenbundes Heinrich Schierenberg nimmt die Fahnenweihe vor, indem er die neue Fahne mit der ältesten Fahne des Ortsschützenbundes, der des BSV Welheim, berührt. Am Montag kommt es dann auch zum Königsschießen. 80 Zentimeter Spannweite und rund zwölf Kilo hat der hölzerne Adler, der vier Stunden lang dem Dauerfeuer der Eigener Schützen trotzt.

Willi Battenstein hat schon die Krone, Norbert Schürmann das Zepter, Albert Schweiß den Apfel, Friedhelm Sackers und Manfred Costisella die Flügel geholt, bis endlich mit dem 682. Schuss Werner Langehegermann den Rest erledigt. Drei Wochen Urlaub und eisernes Training haben sich gelohnt. Jetzt schwingt er gemeinsam mit Annemarie Kieron das Zepter über den größten Schützenverein des Orts-schützenbundes Bottrop. Die Königsparade und der Festzug werden von den Schützen und der Eigener Bevölkerung begeistert angenommen. Nur beim Krönungsball stellt sich wieder mal die Frage: “Warum stellen die Eigener bloß immer so ein kleines Zelt auf?”, denn wie immer ist es bis auf den letzten Platz gefüllt. Verantwortlich dafür ist natürlich der Vorstand, der zur Zeit wie folgt aussieht: 1. Vorsitzender Franz Jochheim, 2. Vorsitzender AJoys Freickmann, Geschäftsführer Rudi Vogel, 1. Schatzmeister Heinz Pehl, 2. Schatzmeister Alfred Kieron, Sport- und Sozialwart Theo ter Horst, Bataillonskommandeur Paul Hötten, Fahnenoffiziere Manfred Costisella, Werner Wölke und Leo Ketteler, Adjutanten Heinrich Heimann, Heinz Arlt, Fritz Mansfeld und Bernhard Polnik.

1976 feiern die USA 200 Jahre Unabhängigkeit, Mao Tse tung stirbt, König Karl XVI. Gustav von Schweden heiratet die bürgerliche deutsche Silvia Sommerlath. Acht Schalker Fußballspieler werden wegen Meineides verurteilt und ab dem 1. Januar herrscht auf den Vordersitzen im Pkw Anschnallpflicht. In Bottrop wird das Quadrat eröffnet, das sich sehr schnell auch über Deutschlands Grenzen hinaus einen sehr guten Ruf verschafft.

Im August veranstaltet die 1. Kompanie wieder ein Kinderschützenfest, Th. Schulte-Zweckel wird stolzer Kinderkönig und Christiane Lamers die nicht minder stolze Königin. “Schwarzer Adler” heißt das Herbstmanöver, das die Erste im Oktober abhält. Bei Freibier, Erbsensuppe und zünftiger Marschmusik ist es der Vorsitzende Franz Jochheim, der gleich mit dem ersten (Ehren-) Schuss die Krone abräumt. Rolf Erbing, Anton Degen, Heinz Schmittling und Erich Wobedo erhalten die Pfänderorden aus der Hand von Königin Annemarie I., Tageskönig wird mit dem 350. Schuss Hubert Schittko. Auch das Tanzbein wird fleißig geschwungen. Beim Batailionsfest im November kann Sportwart Theo ter Horst wieder mit Erfolgen seiner Schützen aufwarten: Dieter Werner und Theo ter Horst sind in ihren Altersklassen Kreismeister mit der Luft- und der Sportpistole, Herbert Zentgraf mit der Scheibenpistole. Bei den Bezirksmeisterschaften siegt Dieter Werner mit der Luftpistole, Alfred Heck und die Mannschaft mit der Sportpistole und mit dem Luftgewehr siegt Leni Hoffmann. Darüber hinaus werden unsere Damen rundenbeste Wettkampfmannschaft rnit dem Luftgewehr. Außerdem erringen die Schützen Reinhard Borowski, Ernst Borowski, Werner Grenda, Karl Gispert, Gerd Jackel, Peter Franz, Udo Franzen, Dietmar Weißbohn, Günter Jeckel, Peter Hausmann und Henry Kräft (alle sind Mitglieder der dritten Kompanie) Leistungsnadeln des Rheinischen Schützenbundes in Bronze, Silber und Gold.